Die Megafusion

Von Erzrivalinnen zu Verbündeten: Die Gründung der Helsana.

Seit Monaten liefen die Vorbereitungsarbeiten auf Hochtouren, es gab interne Projekte mit Namen wie «Herkules» und «Helis». Am 23. April 1996 war es dann so weit: Der «Tagesanzeiger» verkündete: «Helsana kommt». Der neue Versicherer war geboren.

Schon im Spätsommer 1995 hatten Vertreter von Helvetia und Artisana in Interviews erst vorsichtig angedeutet, «Zusammenarbeitsformen zu studieren» und dann Ende September offiziell bestätigt: Die beiden Krankenkassen wollten sich zusammentun. Ausgerechnet sie, die sich in der Vergangenheit immer wieder heftige Schlagabtausche geliefert hatten. KVG, Prämienpolitik, Kampf um junge Versicherte: Selten war man einer Meinung gewesen. «Zwei Erzrivalinnen binden sich», stellte der «Tagesanzeiger» denn auch fest. Jede hatte im Vorfeld der Fusion mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen gehabt: Bei der Helvetia war die Altersstruktur der Versicherten nicht optimal, die Artisana steckte in finanziellen Schwierigkeiten. Nun, so der Plan, sollte eine gemeinsame Krankenversicherungs-Aktiengesellschaft die Zukunft sichern. «Wir bringen beide unsere Stärken ein und lassen den Partner davon profitieren», erklärte man gegenüber den Medien.

1,6 Millionen Versicherte umfasste die neue Helsana, die nächstgrösste Konkurrentin, die Berner Visana, brachte es auf 1,1 Millionen. Die «Sonntagszeitung» schrieb denn auch von einer Megafusion, die «Berner Zeitung» schrieb «Gross, grösser, am grössten». Nicht alle glaubten aber an den Erfolg des Branchenriesen. «Nach der Fusion von Artisana und Helvetia wird es beiden so schlecht gehen wie zuvor», unkte «Cash». Es krisele sowohl an der Spitze als auch an der Basis.

Helsana: Der neue Name an der Fassade des Hauptsitzes an der Zürcher Stadelhoferstrasse, 1996.

Die Führung war gefordert. Zum Verwaltungsratspräsidenten war der St. Galler CVP-Nationalrat Eugen David erkoren worden, der in seiner ersten Rede im Amt versprach: «Lange genug waren die Versicherten und Patienten die stummen Schafe, die geschoren und zur Schlachtbank geführt wurden. Das wird sich in Zukunft ändern.»

An der Spitze der Konzernleitung stand Manfred Manser, Fan von Westernheld John Wayne, Krankenkassen-Mann durch und durch. «Die Krankenversicherung ist sein Leben, seine Leidenschaft. Andere hat er nicht», schrieb der «Beobachter» über ihn. Der Appenzeller hatte schon die Lehre bei einer Krankenkasse gemacht, mit 22 fing er bei der Helvetia in Zürich an, zwei Jahre später war er jüngster Agenturleiter. Dann erklomm Manser, dessen «grösste Auffälligkeit seine Unauffälligkeit» war, so der «Beobachter», die Hierarchiestufen der Helvetia bis zum Vorsitzenden der Geschäftsleitung.

Und jetzt war er mit 46 Chef von Helsana. «Ich sehe mich als Generalisten, als Mischung zwischen einem Strategen, einem Visionär und einem Kostenmanager », sagte er. Helvetia und Artisana sollten aber – wenigstens vorläufig – als eigenständige Marken bestehen bleiben. Auf die Frage, warum man sich nicht für die Strategie «ein Name, ein Angebot» entschieden habe, hiess es, eine derart grosse Umwälzung sei nicht in einem Jahr zu schaffen. «Ausserdem ist es schwierig, langjährige Kunden an einen neuen Namen zu gewöhnen.»

1999 war die Gewöhnungsphase dann vorbei: Der Versicherer trat nur noch als Helsana auf. Er hatte inzwischen zwar rund 200'000 Versicherte verloren, aber auch den Sprung in die Gewinnzone geschafft. Die Unkenrufe waren verstummt. Eine Mischung aus Gazelle und Elefant sei Helsana jetzt, schrieb die Presse: Schnell und flexibel, aber mit Bodenhaftung und Solidarität.

«Wie viele werden noch folgen?»

Fakten, Fakten, Fakten!

Die Blauen

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