«Ein Turnaround ist kein Spass»

Wie Helsana nach Millionenverlusten und Versichertenflucht die Wende gelang.

Auf ein Annus horribilis folgte ein zweites: 2008 und 2009 waren keine guten Jahre für die Krankenversicherer. Die Finanzkrise liess die Märkte zusammenbrechen, die steigenden Gesundheitskosten taten das ihre. Manche Beobachter sahen auch eine Schuld bei Gesundheitsminister Pascal Couchepin, der die Kassen gezwungen hatte, Reserven abzubauen und so die Prämien tief zu halten. «Es steht schlecht um die Krankenkassen», stellte der «Tagesanzeiger» fest. «Vielen steht das Wasser bis zum Hals.»

Auch Helsana blieb nicht verschont. Auf einen Verlust von 215 Millionen Franken folgten nochmals 58 Millionen. Scharfe Prämienerhöhungen schlugen 160'000 Versicherte in die Flucht. «Aderlass nach Prämienschock», berichtete die «Schweizerische Depeschenagentur».

Keine leichte Aufgabe für die neue Führung um Verwaltungsratspräsident Thomas D. Szucs und Konzernchef Daniel H. Schmutz. Beide hatten ihr Amt 2010 angetreten. Und krempelten jetzt den defizitären Versicherer um: Kein Wachstum mehr auf Kosten der Profitabilität. Multimarkenstrategie auf dem Prüfstand. Sparübung. «Ein Turnaround ist kein Spass», sagte Szucs. «Aber jede Firma muss effizient organisiert und bewirtschaftet sein.»

«Schnelldenker» nannte die «Sonntagszeitung » den Basler Szucs, die «Handelszeitung » erklärte ihn zum Mann für «komplexe, bereichsübergreifende Fälle», schrieb, die Versicherungsbranche bezeichne ihn als «Paradiesvogel». Wohl auch in Anspielung auf seinen Werdegang: Szucs hatte nicht nur Medizin studiert, sondern auch als einer der Ersten seines Fachs einen MBA angehängt und sich in Wirtschaftsrecht und Public Health weitergebildet. «Berührungsängste kannte er nie», so die Zeitung. War er doch schon für Krankenhäuser, Universitäten und den Pharmakonzern Roche tätig gewesen. «Die Übergänge zwischen den Disziplinen – das ist das Interessante», so Szucs.

Und jetzt war der Professor für pharmazeutische Medizin also ein Kässeler. Nicht irgendeiner, sondern der Präsident des grössten Krankenversicherers mit knapp zwei Millionen Versicherten. Einem Riesen in Schwierigkeiten.

Musikgehör: Thomas D. Szucs übernahm das Verwaltungsratspräsidium von Helsana 2010.

Acht Punkte umfasste das Programm, das Helsana wieder auf Kurs bringen sollte. Einer der wichtigsten: kostendeckende Prämien. Quersubventionen sollten der Vergangenheit angehören. «Betriebswirtschaftlicher Unsinn» seien die, so der Helsana-Präsident. Und die Jagd nach guten Risiken wollte er lieber anderen Kassen überlassen: «Wer heute ein gutes Risiko ist, kann morgen ein schlechtes sein.»

Im Frühjahr 2011 gab es erste Anzeichen einer Erholung. Eine «Wende zum Besseren » sah die Konzernleitung. Der finanzielle Turnaround war geschafft, der operative sollte noch im gleichen Jahr gelingen. Die neue Strategie griff, das Sparpaket, das den Betriebsaufwand um 80 Millionen Franken reduzierte, funktionierte. Im Dezember 2013 konstatierte die «Handelszeitung»: Helsana sei «wieder gesund, die Geschäftsentwicklung erfreulich und die Reserven komfortabel». Thomas D. Szucs, der Mann für die komplexen Fälle, hatte es geschafft.

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