Mission im Interesse der Volksgesundheit

Wie die Krankenkassenzeitung zum Präventionsratgeber wurde – und Alkohol für erregte Gemüter sorgte.

Im November 1940 widmete die Krankenkassenzeitung sich selber. «Unverkennbar», so wurde vermeldet, «hat unser Organ in verhältnismässig kurzer Zeit eine auffällige Wandlung durchgemacht». Artikel «aus berufener Feder über Gesundheit und gesunde Lebensführung, umrahmt mit zügigen Illustrationen, eine Art Bilderdienst », liessen es «viel von der Trockenheit » verlieren, «die sonst solchen Publikationen anhaftet». Bei einer Auflage von über 100'000 Exemplaren, die in die ganze Schweiz versandt würden, erfülle es somit eine «Mission im Interesse der Volksgesundheit ».

Tatsächlich hatte sich das «Verbandsorgan Schweizerische Krankenkasse Helvetia», wie es offiziell hiess, schon immer Themen gewidmet, die der Verhütung von Krankheiten – also der Prävention – dienten. So wurde etwa schon 1902 ein Artikel mit dem Titel «Unsere Zimmerluft » über den gesundheitsfördernden Zweck des Lüftens veröffentlicht. Aber die Umstellung in den 1940er-Jahren machte es von einem Mitteilungsblatt von Zentralpräsidium und Sektionen zu einer Art Ratgeber. Illustriert von Franz Gygax, dessen Werke heute in der Plakatsammlung des Museums für Gestaltung in Zürich zu finden sind, war es zu einem Kleinod der Krankheitsvermeidung geworden.

Ärzte publizierten zu Vitaminen und Hexenschuss, die Redaktion hatte Tipps zu Ernährung, Bewegung, Psyche und auch im Abstimmungskampf mischte sich das Organ ein, wenn es um die sogenannte Volksgesundheit ging. Manchen war aber dieser Einsatz für die Prävention noch nicht gross genug. Helvetia-Ehrenmitglied Jakob Hess hatte vor allem die Frauen im Sinn, als er 1946 daran erinnerte: «Unsere Statuten enthalten in § 3 den wertvollen, aber leider oft vergessenen Satz: ‹Die Schweizerische Krankenkasse Helvetia will die Krankheitsverhütung möglichst fördern durch Aufklärung und Unterstützung bezüglicher Bestrebungen.›» Die Hausfrau und Mutter sei die Trägerin der Reinlichkeit in Haus und Hof, so Hess, und könne so manche schwere Krankheit in der Familie verhindern. Zu den Aufgaben der weiblichen Helvetia-Mitglieder gehöre aber auch «der Kampf gegen die Hausbar sowohl wie auch gegen die verheerenden Einflüsse der Barwirtschaften».

Cover der Krankenkassenzeitung vom 1. März 1941. «Die Schnapsbrenner waren noch nie die Freunde des Volkes, lasst Euch nicht von ihren Schlagworten betören!», stand zur später abgelehnten Volksinitiative «zur Neuordnung des Alkoholwesens».

Der Alkohol – ein Thema, das schon seit Jahrzehnten für gehässige Auseinandersetzungen sorgte. Im Oktober 1920 hatten zwei Mitglieder den Vorschlag gewagt, gesunde Lebensweise – in ihrem Fall Abstinenz – sollte mit tieferen Krankenkassenbeiträgen belohnt werden. Schliesslich, argumentierten die beiden, würden nicht nur notorische Trinker, sondern auch sogenannt Mässige die Krankenkassen belasten, «weil sie nach Genuss von Alkohol zur Unzurechnungsfähigkeit neigen und in diesem Zustand sich oft Unfälle und Krankheiten zuziehen».

Eine Flut von Repliken prasselte auf die potenziellen Reformer nieder. Es wurde erklärt, Abstinente würden andere «gekünstelte Getränke» trinken, die sogar noch kränker machten als Bier, Wein und Schnaps. Schliesslich setzte der Zentralvorstand der Alkoholdiskussion ein vorläufiges Ende, indem er schrieb, die abstinente Lebensweise biete schon Befriedigung genug und brauche darum keine Vorzugsprämien.

«Das schönste Geschenk, das wir mit dem Leben erhalten, ist die Gesundheit.»

Verbandsorgan der Schweizerischen Krankenkasse Helvetia, Dezember 1945.

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